Big Brother will doch nur spielen

Meine Oma hat früher immer geglaubt, der fein zurecht gemachte Tagesschausprecher könne sie durch den Fernseher auch sehen. Daher war das Wohnzimmer immer tiptop aufgeräumt und Oma saß immer wie aus dem Ei gepellt vor dem Fernseher. Klingt kurios, nicht wahr? War es damals wohl auch. Heute ist das allerdings anders, denn heute gibt es die Xbox One.

Für diejenigen, die es noch nicht gehört haben: die neue Spielkonsole Xbox One von Microsoft ist mit einer Kamera und einem Mikro ausgerüstet, die immer auf Sendung sind. Wo man früher ein teures Babyphon brauchte, um die Bälger unter Kontrolle zu halten, überwacht heute das Spielgerät der Kleinen und Großen von ganz allein, was sich im heimischen Wohn-, Kinder- und Schlafzimmer so alles abspielt. Microsoft will die Ergebnisse der kamara- und mikrofongesteuerten, nennen wir es mal: „Marktforschung“, dazu nutzen, dem Besitzer „personalisierte Angebote“ zu machen. Zum Beispiel Filme vorschlagen, die man sich mal anschauen könnte. Ich hätte da auch ein paar Vorschläge. Wie wär’s mit „1984“ oder „Die Truman Show“?

Auf den Datenschutz angesprochen, sagte ein Microsoft-Sprecher gegenüber dpa: „Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten.“

Entschuldigung, der letzte Satz ist falsch! Das korrekte Zitat muss heißen: „Das Thema Datenschutz hat bei uns höchste Priorität“.

Da hab ich was verwechselt. Sorry ‚bout that.

Ich verstehe ja, dass man bei Microsoft Blutdruck bekommt, wenn das Wort Google fällt. Oder facebook. Oder Apple. Dass das Konkurrenten sind. Aber muss man denn ausgerechnet versuchen, die Konkurrenz in der Disziplin „Big Brother“ zu schlagen? Und was passieren kann, wenn Hacker die Kontrolle über die Xbox One übernehmen, will ich mir gar nicht vorstellen.

A propos Apple, noch eine kleine Meldung für die Musikfreaks unter den Bloglesern: der Rechtsstreit zwischen ehemaligen Mitgliedern der US-Kultband Velvet Underground und der Andy Warhol Foundation, ob die berühmte Banane, die das Cover der legendären ersten LP der Band ziert, als Werbeikone an Apple verkauft werden darf, ist beigelegt.

Eine Banane als Werbung für Apple. Muss man mal sacken lassen.

Das dumme Gesicht, dass Sie gerade beim Nachdenken darüber gemacht haben, demnächst bei Pinterest.

Der Xbox One entgeht halt nichts.

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3 Kommentare

  • Flome

    „die neue Spielkonsole Xbox One von Microsoft ist mit einer Kamera und einem Mikro ausgerüstet, die immer auf Sendung sind.“

    Naja schalte ich das Ding ab ist es aus. Desweiteren wird es Modi geben die Kamera/Micro abschalten lassen. Kinect gibt es übrigens seit 2010 und es ist noch kein Foto von mir halbnackt auf der Couch im Internet gefunden worden.

  • Volker Scheidemann

    Nun ja, stellt man das Ding komplett aus, ist ja die coole Science Fiction-mäßige Sprachsteuerung weg, für die man so viel Geld bezahlt hat. Und welcher durchschnittliche Anwender macht sich schon die Mühe, das Teil umzukonfigurieren, nur um ein Key feature auszuschalten?

    Korrekt – aus Datenschutzsicht – wäre, wenn die Grundeinstellung „alles aus“ wäre und man die Kamera und das Mikro explizit einschalten müsste (Willenserklärung!). Wenn, wie Microsoft behauptet, Datenschutz höchste Prio ist, wäre es so ab Werk konfiguriert. Ist es aber nicht.

    Die Frage nach dem „warum“ muss dann erlaubt sein.

  • Hi, nice article. I really like it!

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