Verschlüsselung und Pawlowsche Hunde

Zugegeben, die Terroranschläge von Paris sind ein denkbar trauriger Anlass, an dieser Stelle einen Blogpost zu erstellen. Und in diesen Zeiten für Innen- oder Sicherheitspolitik verantwortlich zu sein, ist sicher unangenehmer, als ein nässendes Ekzem im Gesicht kurz vor dem ersten Date mit der Traumfrau. Aber das macht Politiker noch nicht über Kritik erhaben.

Nach Albert Einstein ist Wahnsinn definiert als die Erwartung, ein anderes Ergebnis seines Handelns zu erhalten, auch wenn man immer wieder das gleiche tut. Und wer wollte dem bekanntesten Zungenherausstrecker seit dem Rolling Stones-Logo (die ja schon 1831 gegründet wurden) da widersprechen? Dies eingedenk werfen wir doch einmal einen Blick auf eine der typischen Reaktionen, die Politiker weltweit anlässlich solch gräßlicher Verbrechen wie ein pawlowscher Reflex ereilt: der Ruf nach noch mehr Überwachung, Vorratsdatenspeicherung und die Forderung, Techniken wie Verschlüsselung zur Absicherung der Kommunikation zu verbieten.

Ob es auch pawlowsche Katzen gibt, ist nicht bekannt. Aber niedlich sind sie.
Ob es auch pawlowsche Katzen gibt, ist nicht bekannt. Aber niedlich sind sie.

Dass die groß angelegten Überwachungsprogramme von NSA & Konsorten jeder Menge anderer Ziele dienten, wird inzwischen kaum mehr bestritten. Ebensowenig, wie es unabstreitbar ist, dass mehr Überwachung weder den Anschlag von Paris, noch vorhergehende Terrorakte wie beispielsweise auf Charlie Hebdo verhindern konnten. Und ein Verbot von Verschlüsselung soll jetzt helfen?

Ich hätte da einen Alternativvorschlag, der mindestens genauso sinnvoll ist, aber in seinen Konsequenzen noch weitreichender, ja geradezu das Siegtor in letzter Minute: verbietet doch einfach Terroranschläge! Macht ein Gesetz! Das ist doch die Aufgabe der Politik!

Hm, Sie meinen, das sei absurd? Gerade Verbrecher ließen sich nicht von Gesetzen und Verboten abschrecken? Das sei nachgerade die Definition von „Verbrecher“? Könnten Sie Recht haben…

Noch eine persönliche Erfahrung zum Thema „fehlgeschlagene Verbote“: in meiner Kindheit, in den Siebzigern, wurde im Fernsehen Schweinchen Dick abgesetzt mit der Begründung, die Sendung enthalte zu viel Gewalt. Kinder, die so was regelmäßig schauten, würden zu gefährlichen Erwachsenen heranreifen, die später in damals noch gar nicht erfundenen weltumspannenden Kommunikationsmedien böse Kommentare und Politikerschelten verfassen könnten. Also weg damit, von heute auf morgen war Schweinchen Dick Geschichte.

Und nun frage ich Sie: hat’s was genützt?

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