Preaching to the converted

Wussten Sie, dass der Speiseplan bei der Bundeswehr eine Verschlussache nach VS-NfD (nur für den Dienstgebrauch) ist? Oder dass Sie die Abwasseranlage der Wiener Neustadt über’s Internet steuern können? Oder dass in so manchem Produktionsbetrieb noch Windows 3.11 die Anlagen steuert? Oder dass im Netz der Telekom täglich mehrere 10.000 Hackerangriffe registriert werden? Wussten Sie nicht? Dann weiss ich, wo Sie gestern nicht waren.

Dann waren Sie nicht da, wo ich war, nämlich beim BITKOM-Dialog „Informations- und Cybersicherheit in Wirtschaft und Verwaltung“ in Frankfurt. Dass Sie nicht da waren, könnte daran liegen, dass Ihr Unternehmen kein Mitglied im BITKOM ist. Oder, noch wahrscheinlicher, dass Informations- und Cybersicherheit nicht Ihr Thema ist. Geht Sie nichts an. Soll sich die IT drum kümmern. Ist doch noch immer alles gut gegangen. Womit wir beim Thema wären.

Ein Grundproblem in der Wahrnehmung von Informationssicherheit – neudeutsch: Security Awareness – ist, dass bei den vielen guten Informationsveranstaltungen von Organisationen wie BITKOM, der Allianz für Cybersicherheit, dem BSI oder auf Informationssicherheit spezialisierten Unternehmen wie apsec immer die gleichen Leute teilnehmen: Security-Fachleute. Man kennt sich. Der Begriff „Klassentreffen“ fiel gestern mehrfach von einem der Vortragenden, der mit hoher Wahrscheinlichkeit den Vornamen Michael trug (Teilnehmer wissen, was ich meine). Diese Fachleute diskutieren dann. Erfahren kuriose bis erschreckende Dinge aus der Welt der Cybersicherheit. Und nicken wissend. Alles schon mal gehört, in der einen oder anderen Form.

Die Amerikaner kennen den Ausdruck „Preaching to the converted“. Frei übersetzt in etwa: den Papst katholisch quatschen. Will sagen: sein Anliegen eindringlich einem Publikum vortragen, das von vornherein genau der gleichen Meinung ist. Und damit eigentlich überflüssig.

Wobei ich damit nicht sagen will, dass solche Veranstaltungen überflüssig sind. Das Gegenteil ist der Fall! Es müssten nur mehr Leute hingehen, die sich nicht eh schon beruflich mit dem Thema beschäftigen. Daher ist es sehr löblich, dass der Branchenverband BITKOM mit der Dialog-Reihe jetzt das Thema einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich machen will. Das kann ich nur unterstützen mit dem Hinweis: gehen Sie hin! Ist interessant, lohnt sich! Gibt auch lecker Mittagessen, selbst wenn Sie nicht wie eine holländische Königin verkleidet sind. Wenn doch aber auch. Ich weiß, wovon ich rede. Und wer weiß, vielleicht lernen wir uns auf einer der nächsten Veranstaltungen ja mal persönlich kennen.

Ok, ich sollte wahrscheinlich nicht drohen…

Wenn Sie auch meiner Meinung sind, sagen Sie es weiter. Empfehlen Sie den Beitrag allen Ihren Kontakten auf XING, Google+ und Facebook! Twittern Sie was das Zeug hält! Predigen Sie es von der Kanzel! Tanzen Sie ihn im Alphabet der Eurhythmie! Nur tun Sie es!

Und nächste Woche bei WikiLeaks: was der Oberleutnant König zum Mittagessen hatte.

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